Presse
24.09.2021 - Marion & Sobo Band mit Joscho Stephan
Ein fesselndes musikalisches Menü voller farbiger Musik, Leidenschaft, Fantasie und Humor
Die „Marion & Sobo Band“ und der Jazzgitarrist Joscho Stephan begeistern beim Neustart von Kultur im Bürgerhaus
Mühlhausen – rka – Zum Neustart von Kultur im Bürgerhaus nach achtzehnmonatiger Zwangspause waren die Zuhörer zu einem außergewöhnlichen, musikalischen Cocktail geladen, der ebenso gut an einem brasilianischen Strand, in einem Café in Paris, auf den Straßen von New Orleans oder in einer Budapester Kneipe serviert werden könnte. Die „Marion & Sobo Band“ ist eine Gruppe leidenschaftlicher Musiker, die man einfach live erleben muss, weil – wie an diesem Abend geschehen – der Funke blitzschnell überspringt. Bürgermeister Jens Spanberger begrüßte zu Beginn die Besucher und versprach einen wunderschönen Abend. „Lassen Sie sich begeistern!“ so seine Aufforderung.
Absolut faszinierend und begeisternd war die Musik, welche die „Marion & Sobo Band“ mit dem Jazzgitarristen Joscho Stephan an diesem Abend bot. Das war an der Stimmung im Saal und am wiederholten Beifall auf offener Szene zu spüren. Geboren aus der Begeisterung für das Reisen und die Sprachen erschuf das Quintett seinen eigenen Stil aus gesanglichem und instrumentalem Gypsy-Jazz und Weltmusik. Dabei handelt es sich nicht nur um das Aneinanderreihen verschiedener Stücke, sondern um ein bewusstes Verschmelzen der unterschiedlichsten Kulturen. Die fünf Musiker sehen sich als Bürger Europas und der Welt.
„Marion und Sobo“ singt und spielt mit viel Charme, Humor, Leichtigkeit und Spielfreude für ein Publikum jeden Alters. Das Herz der Bonner Band sind die französisch-amerikanische Sängerin Marion Lenfant-Preus und der Gitarrist Alexander Sobocinski, genannt Sobo. Er stammt aus Polen und sie verbrachte ihre Jugend in Frankreich. Gemeinsam verfolgen sie das Ziel, mit ihrer Musik über Schubladen hinweg Ansprechendes und Gültiges zu schaffen.
Mit ihrem neuen Programm „Histoires“ präsentierte die Band im Bürgerhaus ein fesselndes und zugleich verspieltes Menü voller Fantasie, Humor und farbiger Musik. Neben ihren Eigenkompositionen interpretieren sie Klassiker als Verbeugung an ihre musikalischen Wurzeln von West- und Osteuropa zwischen dem französischen Swing der 30er Jahre bis hin zu den traditionellen Melodien des Balkan und Ungarn. Sie sind Grundlage und Quelle der Inspiration für ihre Lieder. „Histoires“ heißt auf Deutsch „Geschichten“. Und die „Marion & Sobo Band“ hat einiges zu erzählen: Farbige Geschichten in verschiedenen Sprachen, die schlicht pure Lebensfreude versprühen. Marion singt von Träumen und Tränen, von Liebe, Lust, von Leid, Freude und Fantasie.
Die samtige und facettenreiche Stimme der Sängerin verzaubert mit kristallklarem Gesang und einer einwandfreien Beherrschung der Töne bis in höchste Höhen in den zuweilen außergewöhnlich schnell gesungenen Passagen. Mal zart und zauberhaft, mal zupackend, fast zungenbrecherisch bewegt sich ihre Stimme. Der Klang ist oft gehaucht, fast flüsternd, dann vergnügt trällernd, dann wieder sehnsuchtsvoll, besinnlich, melancholisch. Man spürt bei jedem Ton und sieht es in jeder Geste: Die Musik soll Freude schenken. Das ist ihr gelebtes und gesungenes Motto.
Kein Zweifel: Der Gypsy-Jazzgitarrist Joscho Stephan ist einer der ganz großen Virtuosen des zeitgenössischen Gypsy-Swing. Wenn der Solist auf der Bühne sitzt und über die Saiten streicht, wirkt alles lässig und leicht, egal wie rasant die Läufe und Lagenwechsel sind. Kaum ein Gitarrist kann derzeit den Gypsy-Swing auf vergleichbarem Niveau spielen. Mit unverfälschtem, überzeugenden Ton, harmonischer Vielseitigkeit und rhythmischem Gespür, vor allem aber mit seiner faszinierenden Solotechnik zeigt er sich als Meister seines Fachs. Aber er präsentiert sich auch als Musiker, der Traditionen schätzt und deshalb für sein instrumentales Feuerwerk auch mal mit einem Augenzwinkern eine zeitgenössische Pop-Melodie aus dem Handgelenk schüttelt. Seine dezent eingesetzte Dynamik, seine Überraschungsmomente bei der Gestaltung der Töne, vor allem aber seine atemberaubende Techniksorgen für regelmäßiges Staunen und Klatschen bei den Zuhörern.
Ebenso bunt und vielfältig ist die musikalische Sprache der Band, die vor allem vom Gypsy-Swing „a la Django“ geprägt ist: Akrobatische Gitarrensoli (Alexander Sobocinski, Jonas Vogelsang) und rasantes, beeindruckendes Geigenspiel (Frank Brempel) neben kraftvollem Kontrabass (Stefan Berger). Aber dazwischen werden auch immer wieder andere Klänge hörbar. Da gibt es leise Klangbilder, improvisierte Passagen und impressionistische Momente, etwa als die Violine mit der Sopranstimme Zwiesprache hält. Dann folgen warme Basstöne, mit dem Bogen gestrichen oder gezupft, luftige, feine Spielereien auf der Gitarre, auch Anklänge an die Chanson- Tradition und an Balkan-Rhythmen. Jeder Song besitzt seine eigene erzählende und musikalische Dramaturgie. Die Spielfreude und Spontanität ist ansteckend. Da schwang schon ein bisschen Sehnsucht mit bei der Marion & Sobo Band, die Sehnsucht nach Leichtigkeit des Lebens, nach dem unbeschwerten Treffen mit Freunden, nach Feiern. Vielleicht gerade der richtige Zeitpunkt als positiver musikalischer Mutmacher nach der Pandemie.